Dürre – das neue Normal?

Wochenlanger Süd- Südostwind, außergewöhnlich warme Temperaturen und ausbleibender Niederschlag haben schon für viele negative Nachrichten gesorgt. Waldbrände, Borkenkäfer, Staubstürme und Dürreschäden. So hat sich das Jahr 2020 bis jetzt entwickelt und diese Phänomene begleiten uns nun schon seit Wochen und leider auch Jahren.

Wie schaut es wirklich aus mit dem Niederschlag und wann war es eigentlich zu letzt “normal”?

Warm und Kalt

Ausgedehnte Hochdruckgebiete über Mitteleuropa haben bis jetzt zu einem deutlich zu warmen, zu trockenen und zu sonnigen Frühjahr geführt. Für die Landwirtschaft scheint sich eine Katastrophe auf Feld, Wiese und im Wald zusammen zu brauen.

Auf einen milden schneearmen Winter folgte ein sehr warmer März der die Vegetation deutlich früher als im langjährigen Mittel starten ließ. Ende März und Anfang April haben zwei Spätfrost Ereignisse in Österreich viele Obstkulturen in der Vollblüte erwischt. Der exakte Schaden lässt sich noch nicht ermitteln, dürfte aber erheblich sein. Je früher die Vegetation startet, desto anfälliger ist sie für die Kaltluftvorstöße die sich in dieser Jahreszeit noch oft ereignen können.

Temperaturabweichung Frühlung 2020

Viel zu trockener Frühling

Österreichweit lagen die Niederschlagssummen um mehr als 50% unter den Werten des langjährigen Durchschnitts. Regional wurden zum Teil weniger als 30% des Normalwertes gemessen. Im April wurden in Linz sogar nur 9 mm von normalerweise 59 mm Niederschlag verzeichnet. In Kombination mit den hohen Temperaturen eine prekäre Situation. Je wärmer es ist, desto stärker ist natürlich auch die Verdunstung die zusätzlich durch den Wind begünstigt wurde. Die Folge: unsere Böden wurden regelrecht trocken “geföhnt”.

Niederschlagsabweichung Frühling 2020 1.3. bis 25.4.

In vielen Regionen wurden bereits im April die Anzahl der Sonnenstunden erreicht die sich normalerweise erst Ende Mai summiert hätten.

Die meisten Kulturen sind gut aufgegangen, aber besonders beim Grünland zeichnen sich schon jetzt zum Teil große Mindermengen ab. Für den ersten Schnitt – sofern er nicht schon erledigt wurde – wird die Zunahme an Masse und Energie trotz der aktuellen kleineren Regenereignisse nicht mehr groß sein. Andere Kulturen haben noch etwas Zeit – Regen ist aber notwendig.

Droht ein weiteres Dürrejahr?

All jene die schon einmal einen Vortrag oder ein Seminar von mir besucht haben werden nun aufschreien, da sie wissen, dass eine seriöse Wetterprognose am 5. Tag endet und es daher nicht möglich ist dazu eine fundierte Aussage zu tätigen.

Daher habe ich habe einfach einmal die Daten der letzten 20 Jahre für die Wetterstation in Linz ausgewertet. Verglichen mit dem langjährigen Durchschnitt der Periode von 1981 bis 2010 zeigt sich, dass von 2000 bis 2010 das Verhältnis zwischen Jahren mit positiver Niederschlagssumme und jenen mit einem Niederschlagsdefizit sehr ausgeglichen war.

Abweichung der Jahresniederschlagssumme in Linz

Im Gegenteil dazu sieht man in den letzten 10 Jahren, dass 8 Jahre zum Teil deutlich zu trocken waren und nur zwei Jahren eine leicht positive Jahresniederschlagsbilanz aufweisen. In Linz war es zuletzt im Jahr 2016 um ca. 10% feuchter als im langjährigen Schnitt. Das bedeutet, dass wir nicht nur auf das Niederschlagsdefizit des aktuellen Jahres schauen müssen, sondern auch die Defizite der Vorjahre berücksichtigen müssen. In vielen Gebieten hat nämlich dieses langjährige (fast schon klimatologische) Defizit den Grundwasserspiegel gesenkt und auch tiefe Regionen im Boden deutlich ausgetrocknet.

Es braucht also erhebliche Niederschlagsmengen die über einen längeren Zeitraum verteilt langsam in den Boden eindringen können damit sich die Lage wieder normalisieren kann.

Ein niederschlagsmäßig “normaler” Mai könnte schon eine große Linderung bringen. In Linz wären statistisch 77 Liter zu erwarten – wir können hoffen.

Fazit

Es ist sicher noch nicht alles verloren, aber die Lage ist ernst. Beim Niederschlag kommt es auch mehr auf die Verteilung als auf die Menge an. Besser zweimal im Monat 10 Liter als einmal 30 Liter und dann 4 Wochen Hitze und Trockenheit.

Natürlich machen sich die Trockenheit der vergangen Jahren und der sehr schneearmen Winter 19/20 deutlich bemerkbar, es gibt keine Wasserreserven im Boden. Auch tiefe Bodenschichten sind sehr trocken und diese Vorräte müssten erst durch eine länger anhaltende Regenphase gefüllt werden. Aus heutiger Sicht ist so eine Wetterlage in den nächsten Tagen nicht in Sicht.

Bleibt zu hoffen, dass die aktuelle kühlere Wetterphase mit gelegentlichen Regenschauern eine Linderung der Trockenheit bringt.